Gretas Metamorphose - Édith Voges Nana Tchuinang
Theater im Depot
Im Zentrum steht die Figur Greta, die aus verschiedenen Frauenfiguren in Kafkas Texten wie Der Prozess, Die Verwandlung und Brief an Milena entwickelt wird. Dabei wird die Frage gestellt, wie Frauen ihre eigenen Lebenswege realisieren können, abseits von patriarchalen Erwartungen und gesellschaftlichen Zwängen.
In einem installativen Bühnenraum, der die Grenzen zwischen Ausstellung und bespielbarer Szenografie verwischt, verbindet die Performance Elemente des Schauspiels, der Oral History, traditioneller Musik und Videokunst zu einem multimedialen Erlebnis. Diese künstlerische Verschmelzung schafft einen Raum, in dem komplexe Diskurse über Geschlechterrollen, Identität und kulturelle Vielfalt sichtbar und erlebbar werden.
ÜBER DAS STÜCK
Das Projekt zielt darauf ab, ein breites Publikum für die Themen Geschlechtergerechtigkeit und kulturelle Vielfalt zu sensibilisieren. Durch die Neuinterpretation klassischer Literatur aus feministischer und postkolonialer Sicht wollen wir kritisches Denken fördern und Diskussionen über gesellschaftliche Normen anregen. Zum einen bringt das diverse Kreativteam (aus Kamerun, Iran und Deutschland) ihre eigenen einzigartigen kulturellen Erfahrungen ein, zum anderen werden im Rechercheteil (der zur einer Installation im Bühnenraum werden soll) verschiedene Frauenstimmen aus unterschiedlichen Nationen zu Wort kommen. Dies erhöht die Sichtbarkeit unterrepräsentierter Stimmen in der Gesellschaft.
Warum weint Greta?
Diese Frage ist der Ausgangspunkt für das Theater- und Installationsprojekt von Edith Nana. Aufgewachsen in Kamerun, las sie dort in der 9. Klasse Kafkas Werk „Die Verwandlung“. Seitdem beschäftigt sie sich damit, was Kafkas Figur Greta wohl sagen und wie sie handeln würde, wenn sie nur könnte. In dem Text wird zweimal erwähnt, dass Grete weint. Warum sie dies tut, bleibt jedoch offen. Aufgrund der veränderten Stellung ihres Bruders im Familiengefüge und schließlich seinen Tod verwandelt sich Grete in eine heiratsfähige Frau. Ob dies ihre Erwartungen an die Zukunft sind, sie diese Perspektive für sich selbst gewählt hat, danach fragt sie keiner.
So wie Gretas fehlende Perspektive gibt es viele Leerstellen in Kafkas Texten, weil die Positionen weiblicher Figuren nicht vorkommen, oder ihre Träume und Erwartungen an eine Zukunft von Männern definiert wird. Ein weiteres Beispiel dafür ist Milena, deren Briefe, anders als Kafkas Korrespondenz mit ihr, nicht publiziert wurden. Ihre Worte und Gedanken an Kafka kommen nicht vor, rezipiert wird allein die männliche Perspektive. Edith Nana nimmt diese Leerstellen in den Texten zum Anlass, einen Raum für die Frauenfiguren zu erschaffen. Was würden diese Figuren sagen, wenn sie könnten? Welche Entscheidungen würden sie für sich selbst treffen? Was sind ihre Träum und ihre Erwartungen an die Zukunft?
ÜBER DIE KÜNSTLERIN / COMPANY
Edith ist eine deutsch-kamerunische Schauspielerin. Sie arbeitete zunächst am OTHNI - Laboratoire de Théâtre de Yaoundé. Nach zahlreichen Auftritten an verschiedenen Theatern in Kamerun, lebt und arbeitet Edith Voges Nana Tchuinang seit 2016 in Deutschland.
Dort spielte sie u.a. am Theater Hagen, Schauspiel Dortmund, Schauspiel Bochum, Ringlokschuppen Ruhr und tak - Theater Aufbau Kreuzberg. Seit 2022 schreibt und inszeniert sie ihre eigenen Theaterstücke und Performances. Ihre Themen sind Feminismus und die Erschaffung neuer Geschichten für das 21. Jahrhundert.
