Kreative der Nordstadt

TITEL Foto Julian FriedrichFoto: Julian Friedrich

Peter Heinrich Köcke

Stell kurz dich, deine kreative Berufung (Künstler, Musiker, Designer, Fotograf etc.) und deine Arbeit vor.

Ich bin Peter Heinrich Köcke, geboren 1993 in Herdecke, das waren allerdings nur die ersten Stunden meines Lebens, den Rest habe ich ab dann in Dortmund verbracht. Ich bin Jazz-Musiker, spiele als Hauptinstrument Klavier und bin mit meinem Studium an der Folkwang-Universität in Essen-Werden noch nicht ganz fertig, es nähert sich aber dem Ende. Der Alltag ist dabei wöchentlich anders. Der ständige Wechsel aus Gigs, Organisation, Unterrichten und Proben macht meine Arbeit immer im besten Sinne stressig.

Seit 2015 lebe ich nun auch in der Nordstadt, auch wenn ich durch meine Eltern schon von Kindheitstagen sehr viel vom Leben hier mitbekommen habe. Arbeiten (also stundenlang am Flügel rumhängen) tue ich meistens zuhause, hier habe ich auch die Gelegenheit zu proben und Musik aufzunehmen. Wenn ich da dann zwischendurch genug von habe ist die Innenstadt fußläufig erreichbar und der Nordmarkt quasi direkt vor meiner Tür.

 Foto Carmen KoernerFoto: Carmen Körner

Was zeichnet deine Arbeiten aus? Wie sieht deine „kreative Handschrift“ aus?

Das ist tatsächlich eine sehr schwierige Frage, da das Feld der Musik doch recht breit gefächert ist.
Generell ist das augenscheinlichste Merkmal wohl die Improvisation, eines der zentralen Elemente der Jazzmusik. Zwar denken viele Leute, dass es in dieser Art von Musik total wild und zügellos zugeht; der Schein trügt allerdings. Das meiste folgt recht strengen Regeln, die dazu dienen das Zusammenspiel der Musiker zu erleichtern. Ich vergleiche das immer gerne mit einer Sprache: je besser man die Grammatik (Theorie) verinnerlicht hat und je mehr Vokabular (Platten, Stücke) man gelernt hat, umso besser ist die Grundlage, um die Sprache zu lernen. Schlussendlich muss man sie allerdings auf Sessions oder privaten Jams sprechen, damit es in Leib und Seele übergeht.  Wenn man die Gelegenheit hat mit tollen Musikern zu spielen  gibt es da dann diese "Moments of Excellence", in denen allen das gelingt, was man will, man quasi nur noch ein Gefäß für die Musik ist und die Kommunikation quasi telepathisch abläuft. Das sind dann die Momente, die einen immer wieder darin bestärken das Richtige zu tun.
Meist spiele ich relativ viel mal hier mal da mit wechselnden Besetzungen kleinere Gigs, mal mit einer Coverband Pop-Musik oder dilettiere als House- und Techno-DJ vor mich hin; letzteres würde ich auch gerne mal wieder ein Bisschen beleben.

Foto Kurt RadeFoto: Kurt Rade

An welchen Herzensprojekten/Werken arbeitest du zurzeit?

Zur Zeit arbeite ich viel an meiner eigenen musikalischen Persönlichkeit, deswegen gibt es derzeit nicht wirklich eine feste Band. Ich spiele allerdings monatlich im domicil mit dem von mir organisierten Projekt „Synergie“, wo wir als Kollektiv versuchen interdisziplinär zu arbeiten. Das letzte Mal haben wir zum Beispiel mit Live-Visuals frei improvisiert, das war total inspirierend für alle Beteiligten und hoffentlich auch für das Publikum.
Außerdem arbeite ich dieses Jahr wieder am >>cargo:JAZZ<< - Festival, was ich mir letztes Jahr als fixe Idee in den Kopf gesetzt habe. Da kam so viel positives Feedback und so viele Leute hatten einen schönen Tag, das wird am 20.07. bestimmt wieder so.

Foto Leopold AchillesFoto: Leopold Achilles

Was wäre dein Wunschprojekt in der bzw. für die Nordstadt und was braucht es hier nicht?

Ich fände es fantastisch, wenn mehr Leute aus unterschiedlichen Kunstdisziplinen aufeinander zu gehen würden und das Gespräch mit den Anderen suchen würden. Oft gibt es in Szenen und Dunstkreisen eine Cliquenbildung, die der Kreativität im Wege steht. Vielleicht kann man da in Zukunft dran arbeiten.
Was es nicht braucht? Es mag ungewöhnlich sein, wenn sich ein 25jähriger über sowas aufregt, aber die ganzen Tags an den Häusern finde ich grausam. Klar ist Graffiti Bestandteil von urbaner Kultur. Aber wenn man wie bei uns im Haus viel Geld in die Renovierung einer Jugendstilfassade steckt und die dann verunstaltet wird, dann wird man doch schon etwas sauer. Warum nicht einfach mehr in leerstehenden oder öffentlichen Räumen?
Nazi-Demos, organisierte Kriminalität, Diskriminierung und Gewalt sollten ebenfalls nicht sein; das müsste einem meiner Meinung nach aber auch der gesunde Menschenverstand sagen.

Welche kulturelle Veranstaltung (Ausstellung, Konzert, Lesung, Workshop) hast du zuletzt in der Nordstadt besucht und welche zukünftige Veranstaltung willst du auf keinen Fall verpassen?

Leider in letzter Zeit zu wenig, weil ich zu viel um die Ohren hatte. Auf gar keinen Fall will ich  die Sonntage am Umschlagplatz, spontane Happenings mit befreundeten Musikern und natürlich das cargo:JAZZ-Festival verpassen, das wäre ja auch etwas seltsam.

Foto domicilFoto: domicil

An welchen Orten in der Nordstadt findest du Inspiration?

Auf dem Nordmarkt und in der Knobelmaus. Außerdem spaziere ich einfach sehr gerne mit Freunden und einem Bier durch die Straßen der gesamten Nordstadt. Eigentlich gibt es überall und immer etwas zu entdecken.

Was ist deine liebste Partylocation in der Nordstadt?

Meine Wohnung. Hier scheint es also noch Verbesserungsbedarf zu geben.

Welchen #Hashtag verwendest du sehr häufig?

Natürlich #jazz

Was sind deine Lieblingstreffpunkte zum Netzwerken in der Nordstadt?

Vieles von dem, was ich bisher in der Nordstadt geplant habe ist im grünen Salon entstanden. Wenn irgendwer mich fragt, wo wir uns zum Planen treffen sollen schlage ich das eigentlich immer vor.

Wann und wo können sich Interessierte deine aktuellen Arbeiten/Werke/Projekte ansehen/anhören?

Ich spiele eigentlich so gut wie jeden Montag auf der Jam-Session im domicil mit. Ebenso findet jeden 2. Mittwoch die von mir kuratierte „Synergie“ im domicil statt. Ansonsten kommt am 20.07. das cargo:JAZZ. Sonstige Termine bekommt man am Besten über meine Facebook- und Instagramseite mit.

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