Nordstadt sportlich

Sportcenter Chung

Die Artikelserie „Nordstadt sportlich“ beschäftigt sich mit interessanten, lehrreichen und außergewöhnlichen Sportarten, die in der Dortmunder Nordstadt jede Woche erlernt und trainiert werden. Hierzu werde ich, Sarah (21 Jahre alt, Studentin) in Form von Erfahrungsberichten über Probetrainings schreiben, die ich in verschiedenen Vereinen und Institutionen gemacht habe.

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In der Westerbleichstraße befindet sich seit 1996 das „Sportcenter Chung“. Der Großmeister, Chung Yong Seok, gründete das Sportcenter 1982 in der Nordstadt, nachdem er aus Korea nach Deutschland kam.

Montags, mittwochs und freitags trainieren sowohl Kinder als auch Erwachsene im Sportcenter die Kampfsportarten „Tae-kwon-do“ und „Hapkido“. Diese beiden Kampfkünste sind weltweit die populärsten koreanischen Kampfsportarten.
Das Dojang, die Trainingshalle, hat neben vielen Fitnessgeräten eine Fläche mit grünen und roten Matten, auf denen barfuß trainiert wird. Zum Hapkido trägt man eine weiße Hose und ein weißes langärmliges Oberteil aus festem Stoff mit einem Gürtel, welcher je nach Erfahrungsgrad eine andere Farbe hat. Wenn man noch keinen richtigen Kampfsport-Anzug hat, genügen einfache, lange Sportsachen, in denen man sich gut bewegen kann.
Mein Probetraining im Hapkido begann an einem Montag um 19:30 Uhr. Das Training wurde eröffnet, indem sich alle nach Gürtelfarben aufstellten. Dann knieten wir uns auf die Matte, um uns nach vorne zu verbeugen. Man schließt dabei die Augen, bevor die Hände in der Verbeugung kurz die Matte berühren. Dieses Ritual am Anfang einer Trainingseinheit ist auch in anderen Kampfsportarten, wie im Jiu-Jitsu und im Judo, üblich.

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Am Anfang haben wir Aufwärm-und Dehnübungen gemacht. Bahnenweise wurden verschiedene Tretübungen trainiert, die ausführlich erklärt wurden. Es gibt dabei ähnliche Bewegungsabläufe, die durch verschiedene Arten von Tritten, wobei man die Fußhaltung oder die Tritthöhe verändert, variiert werden. Hierbei werden nicht nur Beine und Arme beansprucht, sondern auch das Gleichgewicht trainiert, was für einen Laien ganz schön schwierig sein kann.
Anschließend gab es paarweise zwei Pratzen, mit denen weitere Übungen im Treten und Schlagen als Kombination geübt wurden. Pratzen sind Schlagpolster, die von einem Partner an den Händen festgehalten werden, während der andere Partner dagegentreten- und schlagen kann. Auch dabei galt es, auf die Technik zu achten, um sich nicht zu verletzen. Besonders die Haltung der Faust, wenn diese die Pratze berührte, war wichtig.

Danach zeigte der Meister den einzelnen Paaren verschiedene Selbstverteidigungstechniken, die an Gürtelfarben und den damit verbundenen Schwierigkeitsgrad angepasst wurden. Auch ich konnte in meiner ersten Trainingseinheit im Hapkido schon zwei Techniken lernen. Diese können mir bei richtiger Ausführung helfen, einen Angreifer abzuwehren, indem man einen Armhebel anwendet.
Wie bei der Begrüßung wurde das Training durch eine kniende Verbeugung beendet.

Mir ist aufgefallen, dass Respekt  ein wichtiger Bestandteil des Trainings ist. Man begrüßt und verabschiedet sich durch eine Verbeugung. Zwischendurch verbeugt man sich immer wieder vor seinem Partner und beim Betreten und Verlassen der Matte ebenso.

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Meiner Meinung nach darf man im Hapkido nicht „zimperlich“ sein, da es bei den Armhebeln oder beim Schlagen auch mal unangenehm werden kann. Durch die Pratzen wird der Schlag oder Tritt zwar abgefedert, trotzdem werden die Handknöchel stärker belastet, als man es aus dem Alltag gewöhnt ist. Nach mehreren Trainingseinheiten wird sich das ungewohnte Gefühl aber bestimmt legen.

Besonders gefiel mir, dass das Training ein richtiges „Ganzkörper-Workout“ ist, da man bei verschiedenen Übungen insgesamt viele Körperregionen trainiert und so richtig ins Schwitzen kommt.
Ich denke, dass Hapkido eine gute Sportart für alle (höheren) Altersklassen ist. Im Sportcenter Chung wird Hapkido erst ab dem Alter von 12 Jahren unterrichtet, weil man, gerade für Armhebel, viel Verantwortungsbewusstsein benötigt. Kinder, die schon früh eine koreanische Kampfkunst lernen wollen, dürfen ab sechs Jahren beim Kindertraining im Tae-kwon-do mitmachen.

Auch für Sportmuffel lohnt es sich durchaus, eine Probestunde zu vereinbaren, da man viele anstrengende Übungen leicht abwandeln kann. So kann jeder so hart trainieren, wie er es schafft und möchte und voll auf seine Kosten kommen.
Die 60 Minuten Probetraining im Hapkido waren Klasse, denn die koreanische Kampfsportart bezieht viele Bereiche, die meiner Meinung nach im Sport enthalten sein sollten, mit ein. Ich habe meine Muskeln beansprucht, geschwitzt, Spaß gehabt und einiges gelernt!

Sarah Gawenda