... Martin Kaysh
Alter: 52
Tätigkeit: Steiger beim Geierabend.
Wo kommen Sie her und in welchem Dortmunder Stadtteil leben Sie zurzeit?
Immer noch nicht. Ich wohne weit weg, im ehedem katholischen teil vom Ruhrpott, im kurkölnischen Vest Recklinghausen.
Welche Kulturveranstaltung in der Nordstadt haben Sie zuletzt besucht?
Ekamina im Sissikingkong. Da bin ich oft und gerne. Auch im Subrosa oder im Theater im Depot.
Was ist Ihr Lieblingsplatz in der Nordstadt?
Auf jeden Fall der Nordmarkt. Ich habe da manche Nacht mit einem guten Freund verbracht, quatschend, damals noch rauchend, nicht-alkoholisches trinkend. Ich habe mich da immer wohl, und nie bedroht gefühlt.
Was unternehmen Sie Interessantes in der Nordstadt ohne Geld auszugeben?
Gegenüber vom Alten Hafenamt am Anleger sitzen und genießen.
Erzählen Sie kurz Ihre beste Geschichte aus der Nordstadt?
Waren es im „netto“ auf der Mallinckrodtstraße die alten Spiegelausgaben im Zeitschriftenregal, die schon monatelang vergeblich auf Käufer warteten? War es der Abend, draußen am Fink, als ich mit einem Mitglied des CDU-Bundesvorstands, einer Freundin, da saß, sie sich auch pudelwohl fühlte, dann klingelte ihr Telefon und Rita Süßmuth war dran? Und das war natürlich AUCH Nordstadt.
Schön auch, als ich in der Rolle des erfundenen FDP-Ortsvereinsvorsitzenden dort meine Hochzeit mit Freibier feierte. Natürlich der Crashtest Nordstadt vom Schauspiel. Da dachten die angereisten, liberalen Bildungsgbürger, sie könnten mitfühlenden Sozialtourismus betreiben, sahen sich plötzlich selbst in der Rolle der Freaks.
Oder waren es die Dreharbeiten fürs ARD-Morgenmagazin, als einer der Trinker auf unseren Kameramann losging, weil er nicht noch mal bundesweit im Fernsehen als so ein Verlierer dargestellt werden wollte und: Recht hatte?
Ihr guter Wunsch für die Zukunft der Nordstadt lautet?
Selbstbewusst bleiben und selbstbewusst den Angriffen entgegenstellen. Seien es Menschen, die am Elend verdienen oder sich aufgeilen wollen. Natürlich auch die Verschönerer vertreiben, wenn die nur an sich denken, diese Gentrifizierer. Kapieren, dass es in einer so riesigen Nordstadt genug Talente gibt, die für ganz Dortmund Antrieb sein können.