Nordwärts
 - Bürgertreff im Moscheecafé

Zum Meinungsaustausch lud die Koordinierungsstelle „Nordwärts“ Bürgerinnen und Bürger am Mittwoch (1. Juni) in das Café der Zentralmoschee „Merkez Camii“ in der Kielstraße.

Das Projekt „Nordwärts“ soll - mithilfe eines breit angelegten Beteiligungsverfahrens - die Stärken der nördlichen Stadtbezirke Dortmunds herausheben und vorhandene Ressourcen und Entwicklungspotenziale intensiver nutzen. Ein Jahr ist seit der Auftaktveranstaltung vergangen, erste Maßnahmen und Projekte sind angelaufen.

Nun hatten die rund 60 teilnehmenden Gäste die Gelegenheit, sich über den Sachstand und die Fortschritte im Stadtbezirk Innenstadt-Nord zu informieren.

Einladung zum Nachmittagsgebet

Vor der Veranstaltung hatten Gläubige und Interessierte die Gelegenheit, auf Einladung der Türkisch-Islamischen Gemeinde zu Dortmund e.V. am Nachmittagsgebet teilzunehmen.
Mehmet Soyhun, islamischer Theologe und Übersetzer, begrüßte im Anschluss an das Gebet die Anwesenden im Namen der Moscheegemeinde: „Ich freue mich, dass wir Nordwärts an diesem Ort veranstalten. Es ist ein Zeichen, dass die Menschen hier Teil der Gesellschaft sind.“ Er betonte, dass die Türen, Ohren und Herzen der Gemeinde immer offen seien.
Bezirksbürgermeister Dr. Ludwig Jörder unterstrich die „sehr besondere Bedeutung von Nordwärts“ und verwies auf das „Nord-Süd-Gefalle in der Sozialstruktur“ - ein Phänomen, das sich auch in der Region zeige. „In Dortmund packt man das an, um dieses Gefälle zu verändern“, so Jörder.
Harriet Ellwein von der Koordinierungsstelle Nordwärts und Organisatorin des Abends, der im Rahmen der Internationalen Woche stattfand, gab Beispiele für das „Nord-Süd-Gefälle“. So seien im Dortmunder Norden die Bildungschancen schlechter, auch gingen die Menschen seltener zur Wahl als im Süden der Stadt. Ellwein machte deutlich, worauf es bei Nordwärts ankommt: „Es ist kein Projekt, in dem der Oberbürgermeister vorgibt, was zu tun ist, sondern bei dem die Bürgerinnen und Bürger miteinander reden, ihre Ideen einbringen und Projekte einbringen sollen.“

Den Bürgern etwas zurückgeben

Das Bürgercafé in der Zentralmoschee war die erste Veranstaltung von insgesamt sieben dieser Art, die nun ein Jahr nach Beginn des Nordwärts-Projektes in den nördlichen Stadtbezirken stattfinden werden. Das Ziel ist, den Beteiligten und Interessierten zu dokumentieren, welche Projekte und Maßnahmen in dem Jahr entstanden oder neu entwickelt worden sind. „Wir wollen den Bürgerinnen und Bürgern etwas zurückgeben“, so Ellwein. Dabei ist den Verantwortlichen besonders wichtig, Einschätzungen und Anregungen zu den einzelnen Maßnahmen zu bekommen und den gemeinsamen Prozess der Beteiligung weiterzugehen.

Die vorgestellten Projekte zeigten, dass Nordwärts in eine breite Akteurslandschaft eingebettet ist und fokussierten sich hauptsächlich auf ein Thema. „ Heute stellen wir im Wesentlichen Projekte vor, die etwas mit Integration zu tun haben“, so Ellwein. So leistet das Flüchltingscafé im Dietrich-Keuning-Haus (DKH) einen wichtigen Beitrag dazu, dass Geflüchtete in einer lockeren Atmosphäre ihre Ängste und Sorgen abbauen können. Viktor Kiddes, Geschäftsbereichsleiter DKH, erläuterte, dass täglich zwischen 80 bis 150 Menschen das Flüchtlingscafé aufsuchten. „Außer dem Cafébetrieb bieten wir dort vor allem qualifizierte Beratung an“, so Kiddes. Die Initiative ist als Partnerschaftsprojekt angelegt. Über einen längeren Zeitraum unterstützen ehrenamtliche Patinnen und Paten andere Menschen, die Begleitung wünschen. Beide Partner bauen eine Beziehung auf und können so im Kleinen viel bewirken.

Interkulturelle Lotsen

Das Projekt „Willkommen im Alltag“, dessen Träger unter anderem die Auslandsgesellschafts Deutschland e.V. ist, stellte Ubbo de Boer, Vorstandsvorsitzender des Kuratoriums Nordwärts, vor. Hierbei geht es um die aktivierende und zugehende Beratung und Begleitung von Zuwanderern durch interkulturelle Lotsen. Diese haben den Vorteil, dass sie die Muttersprache der Zuwanderer beherrschen. Im Zentrum der Arbeit der Lotsen steht die Aufklärung über das Alltagsleben in Deutschland und die begleitende Hilfe bei den ersten Schritten in der neuen Heimat. Die Lotsen beantworten praktische Fragen zu Kindergarten, Schule, Behörden und Gesundheits- und Sozialsystem. Sie unterstützen bei der Berufsfindung sowie Melde- und Wohnangelegenheiten.

Weitere Projekte, die die Projektverantwortlichen vorstellten, waren
das Interkulturelle Stadtteilzentrum Nord,
die Entwicklung des Hoeschparks und des Freizeitbads Stockheide zum Gesundheits-, Sport- und Freizeitpark,
die Neugestaltung des Außengeländes des Kinder- und Jugendbereichs des DKH,
die Großpflegestelle „Die kleinen Bachwichtel“,
die Einbürgerungskampagne von Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit,
Dortmund all inclusive – Ein Projekt zur Förderung des innerstädtischen Grenzverkehrs.

Foto: Yusuf Tuygar, Dursun Alipasaoglu, Remzi Eralp, Mehmet Soyhun, Harriet Ellwein, Dr. Ludwig Jörder gsk