Neonazis demonstrieren in der Nordstadt gegen Buchladen und den Vermieter

Zerbrochene Fensterscheibe

Am 18. März soll der anarchistische Buchladen "Black Pigeon" in der Nordstadt eröffnen - allen Anfeindungen der Neonazis zum Trotz. Dies haben die Mieter auch ihrem Vermieter "Schneider Immobilien" mitgeteilt. In der Lokalität an der Scharnhorststraße werden der Buch- und Kulturladen zur Förderung libertärer Philosophie, besser bekannt unter dem Namen "Black Pigeon", und das zukünftige Atelier von Fotokünstler Hendrik Müller ihren Platz finden. Beide lernten sich bereits im Kreativkaufhaus ConcordiArt am Borsigplatz kennen. Dort bietet "Black Pigeon" seit zwei Jahren Bücher zu den Themen Anarchismus, Feminismus, Antirassismus, Antifaschismus und Veganismus, aber auch Ökologie und Geschichte an.

Black Pigeon sucht lange nach Räumen, die neben dem Betrieb eines Buchladens auch ermöglichen, dass dort Lesungen, Diskussionsrunden, Poetry-Slams und andere Veranstaltungen Platz finden. Die zweite Mietpartei, Fotokünstler Hendrik Müller, will ebenfalls sein Atelier in einen größeren Raum verlegen. Das Ladenlokal in der Scharnhorststraße 50 bot beiden Mietparteien das, wonach sie so lange gesucht haben. Am 15. Februar erhalten sie, nach ausgiebigen Vorgesprächen mit dem Vermieter, den Mietvertrag und die Schlüssel für das Mietobjekt. Die Zeit ist an der Immobile natürlich nicht spurlos vorbeigegangen. Daher beginnen die neuen Mieter direkt mit den Renovierungsarbeiten.

Renovierung

Während es in den vergangenen zwei Jahren keinerlei Probleme gab, haben die Neonazis jetzt das noch nicht bezogene Ladenlokal von "Black Pigeon" ins Visier genommen. In der Nacht von Montag auf Dienstag, den 23.2.2016, fliegt ein Stein durch die Schaufensterscheibe. Was anfänglich nur eine ungezielte Sachbeschädigung hätte sein können, wird zum Auftakt anonymer, rechtsnationaler Hetze. Auf einem Online-Portal der Neonazis werden die Betreiber des "Black Pigeon" als "gewalttätige Linksextremisten" bezeichnet. Die Schuld an der Situation wird dem Vermieter, Immobilien Schneider, zugeschrieben. Daraufhin erfolgen Attacken auf das Facebook-Profil und die Online-Angebote des Immobilienunternehmens. Zudem findet ein Graffiti-Anschlag statt und die Mitarbeiter des Büros werden telefonisch belästigt und diffamiert. Das alles soll bewirken, dass der Vermieter den Mietvertrag mit "Black Pigeon" und Hendrik Müller auflöst.

Mieter Hendrik Müller sagt zu den Geschehnissen: "Auch, wenn wir verstehen, dass der ausgeübte Druck hoch ist und es sehr unangenehme Folgen hat, sind wir nicht bereit uns dem Einfluss von rechts zu beugen. Wir haben einen gültigen Mietvertrag. Es gibt keinen Grund unserer Angaben zu bezweifeln, nur weil die Vorwürfe von rechts immer hanebüchener werden. Mit der Fortführung unseres Projektes möchten wir nicht nur unsere Träume verwirklichen, sondern auch zeigen, dass wir von solch einem polemischen Druck nicht einzuschüchtern sind." Der Buchladen "Black Pigeon" wird trotz der Attacken und Demonstrationen am 18.3.2016 eröffnet. Das Atelier von Hendrik Müller voraussichtlich einen Monat später.

Inzwischen mehren sich die Solidaritätsbekundungen aus der Nachbarschaft und es entsteht ein großes Presseecho in den lokalen Medien. Der Vermieter sieht sich aber nach wie vor hohem Druck von rechts ausgesetzt. Für Mittwoch, den 02.03.2016, kündigen die Neonazis wieder Demonstrationen vor dem neuen Ladenlokal in der Scharnhorststraße 50 sowie vor dem Gebäude des Vermieters, Immobilien Schneider, an.