So viel Pop war noch nie
„House of Pop“ startet durch – alle Angebote kostenlos!
Martin Peitz ist Dortmunds Pop-Direx. Der Musiker leitet das „House of Pop“ an der Musikschule Dortmund. Unter diesem gemeinsamen Dach bieten Pop School und Jazz Akademie Kurse und Workshops in Pop, Rock, Jazz, World Music, elektronischer Musik, HipHop und Co. Soeben ist das Programm für den Herbst erschienen. Im Interview spricht Martin Peitz übers House of Pop und seine (neuen) Angebote.
So viel Pop war noch nie bei der Musikschule war noch nie, oder?
Das stimmt. Zusätzlich zum normalen Unterrichtsangebot sind 15 Workshop- und Veranstaltungsformate geplant, bei denen 20 Dozent*innen an 35 Terminen im Einsatz sind. Ab September gibt es bis zum Ende des Jahres in jeder Woche ein Angebot – zum Großteil im Fritz-Henßler-Haus, mit dem das House of Pop eng zusammenarbeitet und durch dessen Unterstützung das neue Programm entstanden ist, aber auch in der Musikschule und im domicil. Zielgruppe sind sowohl Kinder, die zum ersten Mal eine E-Gitarre sehen als auch Musiker*innen, die seit Jahren auf der Bühne stehen. Alle Angebote sind kostenlos!
Kann man an der Pop School zum Popstar werden?
An der Pop School vermitteln wir das Handwerk, um die Musik vielleicht irgendwann zum Beruf zu machen. Im Unterricht können die Schüler*innen lernen, was sie für den professionellen Einsatz auf der Bühne brauchen – oder auch für einen musikpädagogischen Berufsweg. Um Popstar zu werden, sind vermutlich eine große Portion Glück, sehr viel Arbeit, die richtigen Kontakte und in den meisten Fällen auch ein herausstechendes Talent notwendig. Einige unserer Gesangsschüler*innen haben es in den vergangenen Jahren geschafft, mit beachtlichen Auftritten in verschiedenen Castingshows sehr gut abzuschneiden. Aber auch das führt bekanntlich nicht zwangsläufig in eine große Karriere, und es ist erst recht nicht der Weg, um eigenständig musikalisch kreativ zu sein. In der Pop School bieten wir ein sehr breites Spektrum an. Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden bei uns quasi vom ersten Ton an ausgebildet, sei es für ein sehr ambitioniertes Hobby oder auch den Einstieg in eine berufliche Laufbahn.
Was müssen angehende Popmusiker denn können – was lernen sie in der Pop School?
Zuallererst sollten sie natürlich ihr Instrument oder ihre Stimme beherrschen lernen. Dazu gehört auch der regelmäßige Unterricht in Rhythmik, Timing, Technik und Harmonielehre. Abhängig vom Instrument gibt es dann verschiedene Themen fürs Zusammenspiel in einer Band. Gitarrist*innen sollten beispielsweise lernen, Songs zu begleiten. Keyboarder*innen müssen sich mit Sounds und Voicings befassen. Grundsätzlich ist es auch hilfreich, verschiedene Stilrichtungen zu verfolgen und immer offen für Neues zu sein. Praxis- und Kreativ-Workshops wie „Play Your Own Thing“ richten sich sowohl an Jazz- als auch an Popmusiker*innen; hier können die Teilnehmer*innen Crossover-Erfahrungen machen und Musikstile vermischen – eine tolle Übung gegen das Schubladendenken!
Die technische Entwicklung spielt auch eine Rolle: Vor einigen Jahren war der Weg ins Tonstudio für Musiker*innen unausweichlich, wenn sie Aufnahmen machen wollten. Heute können wir mit Home Recording, dem richtigen Know-How und verhältnismäßig geringem Aufwand sehr gute Ergebnisse erzielen. Selbst Stars wie Billie Eilish produzieren ihre Alben zum Teil im Wohnzimmer. Und sobald eine Band Geld für Auftritte bekommt, muss sie sich mit Gagenhöhen, Verträgen, Marketing, Pressearbeit usw. auseinandersetzen. Zu all diesen Themen bieten wir Workshops und Kurse.
Welche Angebote sind besonders ungewöhnlich oder neu?
Durch Corona sind unsere Digital-Angebote sehr schnell sehr groß geworden. Mit dem Projekt „DOJamSession“ arbeiten wir auf einem sehr hohen Level daran, die Grundlagen für das gemeinsame Musizieren über das Internet zu optimieren. Mittlerweile ist für die Musikschule auch ein digitales Musiklabor in Planung, in dem Schüler*innen mit Sounds, Beats, Software und Hardware zwanglos experimentieren können. Im neuen Programm sind deshalb Themen wie „Sound Design“, „Remix“ und „Recording“ enthalten, und auch bei „Play Your Own Thing“ und dem Workshop „Akustisches Selfie“ können digitale Instrumente, Software und Hardware zum Einsatz kommen. Ebenfalls neu ist für uns der Bereich HipHop. Wir haben erstmals Workshops geplant, bei denen Kinder die Grundlagen des DJings kennenlernen und an den Turntables stehen. Auch das Beatboxing soll ein fester Bestandteil werden.
Wer sind die Dozent*innen?
Die Dozent*innen kommen zum Großteil direkt aus der Pop School und Jazz Akademie, denn die Teilnehmer*innen sollen im Anschluss an die Workshops direkt weitermachen können. Wer beim Beatboxing-Workshop auf den Geschmack gekommen ist oder nach dem Workshop zu „Sound Design und elektronischer Musik“ tiefer eintauchen will, kann im House of Pop die passenden Angebote dazu finden.
Soll die Pop School künftig, ähnlich wie die Jazz Akademie, auf ein Studium in dem Bereich oder eine Profi-Musikkarriere vorbereiten?
Das gibt es schon! Seit 2019 können Schüler*innen über das Ausbildungspaket „Pop School Advanced“ nach bestandener Aufnahmeprüfung einen professionelleren Weg einschlagen. Die Stilrichtung ist dabei erstmal ziemlich offen. Sowohl Singer/Songwriter*innen als auch Rock-Gitarrist*innen oder Pop-Sänger*innen sollen sich angesprochen fühlen. Der Unterricht läuft in aller Regel über zwei bis drei Jahre und umfasst neben dem Hauptfachunterricht auch Musiktheorie, ein Nebenfachinstrument und das Spielen in einer Band. Am Ende stehen eine Abschlussprüfung und ein Zeugnis. Die Ausbildung kann zur Vorbereitung auf ein Studium an einer Musikhochschule genutzt werden oder als eigenständige Qualifikation gesehen werden.
Ergänzend zum regulären Unterricht sollen künftig Workshops stärker in die Ausbildungspakete der Pop School und der Jazz Akademie eingebunden werden. Wer eine so intensive musikalische Ausbildung absolviert, sollte auch zu Themen wie „Home Recording“ oder „Marketing und Management“ geschult werden.
Das ganze Programm online zum Download:
www.dortmund.de/media/p/musikschule/pdf_musikschule/2021_MSDO_PopSchool_WS_WEB.pdf
Bildrechte: Martin Peiz / Musikschule Dortmund