Bildung und Kultur für alle
Dortmunds Kulturbetriebe schließen 2019 erfolgreich ab
Die Kulturbetriebe Dortmund haben im Wirtschaftsjahr 2019 viele und vieles bewegt: Große und kleine Veranstaltungen, erfolgreiche Ausstellungen und beliebte Events erreichten Hunderttausende Menschen. Die eigenbetriebsähnliche Einrichtung schließt das Wirtschaftsjahr 2019 mit einem Jahresverlust von 1,5 Mio. Euro und liegt damit unter dem Plandefizit. Der Verlust resultiert aus den nicht gedeckten Abschreibungsbeträgen und ist nicht kassenwirksam. Der Verwaltungsvorstand nahm den Lagebericht und Jahresabschluss der Kulturbetriebe am Dienstag zur Kenntnis und leitete ihn an die politischen Gremien weiter.
Zu den Kulturbetrieben Dortmund gehören das Dortmunder U, die städtischen Museen, das Kulturbüro, die Bibliotheken, die Musikschule, das Dietrich-Keuning-Haus, die Volkshochschule und das Stadtarchiv. Rund 560 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (vollzeitverrechnet 437,6 im Jahresdurchschnitt) sorgten für Kultur- und Weiterbildungsangebote für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt und des Umlands.
Im Dortmunder U ging im Februar die Sonderausstellung „Pink Floyd: Their Mortal Remains“ mit einem Besucheransturm zu Ende. Anschließend gab es „Ein Gefühl von Sommer“ auf Ebene 6, eine Ausstellung des Museums Ostwall mit Bildern der niederländischen Moderne. Zu den Höhepunkten im U gehörten das 3D-Mapping auf der Außenfassade während der DEW21-Museumsnacht und die Eröffnung des interaktiven Info-Zentrums „Full Dome“ im Erdgeschoss – ein Angebot in Zusammenarbeit mit der FH Dortmund. Für Innovation steht auch das vom U initiierte und von der Beisheim Stiftung geförderte Projekt „DigiTrans - Digitale Transformations- und Innovationsprozesse für Museen in Deutschland“. Auf der UZWEI machte die partizipative Ausstellung „The Art of Skate“ mit großem Erfolg das Phänomen Skateboarding „erfahrbar“.
Bis zu seiner sanierungsbedingten Schließung im Frühjahr profitierte das Museum Ostwall im U enorm von der Eintrittsfreiheit in die Dauerausstellung. In den drei Monaten stiegen die Besuchszahlen um mehr als 50 Prozent. Inzwischen hat die Dauerausstellung unter dem Titel „Body & Soul. Denken, Fühlen, Zähneputzen“ mit sehr positiver Resonanz wieder eröffnet.
Das Jahr 2019 war auch für die anderen Dortmunder Museen durchweg erfolgreich. Von der Eintrittsfreiheit profitierten auch die Sonderausstellungen, die weiterhin Eintritt kosten. Insgesamt 135.684 Besuche verzeichneten die Häuser. Das MKK erreichte 2019 mit über 61.000 Besuchen ein Rekord-Ergebnis – vor allem dank der großen Jugendstil-Ausstellung und der noch laufenden Familienausstellung „Robin Hood“. Für großes Interesse der Bevölkerung sorgen auch das partizipative Ausstellungsprojekt „Mein Dortmund“ sowie Kooperationen z.B. mit dem Jazzclub „domicil“ und der TU Dortmund.
Mit dem schauraum: comic+cartoon gibt es seit April 2019 am Max-von-der-Grün-Platz einen neuen Ausstellungsraum, der mit seinen hochkarätigen Ausstellungen aus dem Stand ein großer Erfolg bei Publikum und Fachwelt sowie in den Medien war. Das Brauerei-Museum verzeichnete mit über 23.760 Besuchen die mit Abstand besten Zahlen seit der Eröffnung am Standort Steigerstraße. Am sanierungsbedürftigen Westfälischen Schulmuseum wurden Anträge zur Förderung bei der Landesregierung und beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe vorbereitet. Ein Wettbewerb zur Gestaltung einer neuen Dauerausstellung wird zurzeit auf den Weg gebracht.
Im Fokus des Kulturbüros stand 2019 die Erhöhung der Fördermittel für die freie Kulturszene – eine wichtige Weichenstellung, die überregional Aufmerksamkeit erregte. Dabei gelang es in einem gemeinschaftlichen Prozess mit der freien Szene, neue Förderrichtlinien zu gestalten, die Vorbild-Charakter für andere Kommunen haben. Die Mittelerhöhung hatte einen belebenden Effekt: Die Zahl der Förderfälle stieg um mehr als 20 Prozent. Rund 107.000 Besucherinnen und Besucher kamen zu den Veranstaltungen, rund 278.000 Menschen zu den geförderten Angeboten. Eine Jury wählte die Autorin Judith Kuckart als erste „Stadtbeschreiberin“ aus. Das Torhaus Rombergpark konnte als Städtische Galerie wieder öffnen.
Die drei Institute der Bibliotheken (Stadt- und Landesbibliothek, Institut für Zeitungsforschung und Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt) hatten 2019 knapp 700.000 Besucherinnen und Besucher. In den Bibliotheken gab es fast 1.500 Veranstaltungen mit über 34.000 Gästen. Die Medien wurden 1,6 Millionen Mal ausgeliehen, dabei gab es einen Anstieg um 6000 Ausleihen. Zugenommen hat nicht nur die Nutzung elektronischer Bücher, sondern auch die der gedruckten. Weiterhin wird die Bibliothek als Lern- und Arbeitsort stark genutzt, zunehmend auch die Stadtteilbibliotheken. Da keine weiteren Arbeitsplätze eingerichtet werden können, könnte eine Lösung in längeren Öffnungszeiten liegen.
Die Musikschule macht Angebote in fünf Bereichen: Frühkindliche Musikpädagogik, Angebote in Schulen, klassische Musikschulausbildung, Pop/Rock/World/Jazzmusik sowie Projekte/Veranstaltungen/Wettbewerbe. Der allgemeine Unterricht wurde 2019 um arabischen Gesang, Oud und ein Baglama-Ensemble in den interkulturellen Bereich hinein erweitert. Die Marie-Reinders-Realschule in Hörde entwickelt sich modellhaft zu einer „Magnetschule Musik“ für Grundschulkinder, die eine bei JeKits begonnene Ausbildung fortsetzen möchten. Bei JeKits ist geplant, in einzelnen Grundschulen mit Schwerpunkten z.B. im Bereich der Popmusik zu arbeiten.
Es gab wieder zahlreiche Auszeichnungen im vergangenen Jahr, u.a. wurde das Dortmunder Jugendorchester (DOJO) mit dem „Dortmunder Löwen“ ausgezeichnet, und ein Trio der Musikschule erhielt den Kammermusikpreis NRW. Das „House of Popular Music“ ging unter neuer Leitung mit neuen Workshop-Angeboten an den Start. Ähnlich wie die Jazzakademie, die um eine „Junge Jazzakademie“ erweitert wurde, kam die „Popschool Advanced“ als neues Leistungssegment dazu.
Das Dietrich-Keuning-Haus erreichte 2019 rund 217.300 Besucherinnen und Besucher aller Generationen und Kulturen – 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders erfolgreich ist die Reihe „Talk im DKH“, bei der hochkarätige Gäste gesellschaftspolitische Themen diskutieren. Mit großem Erfolg fanden Feste und Festivals statt wie das lateinamerikanische VIVA!-Kulturfestival, das Afro-Ruhr-Festival, das One World-Festival oder das Roma-Kulturfestival „Djelem, Djelem“. Im offenen Kinder- und Jugendbereich gibt es fünf Tage die Woche zwischen 15 und 21.30 Uhr eine attraktive pädagogische Betreuung, die sehr gut angenommen wird.
Im vergangenen Jahr haben 27.934 Teilnehmende den Weg in 2716 Veranstaltungen des offenen Bereichs der Volkshochschule gefunden. Die rund 800 freiberuflichen Dozentinnen und Dozenten haben 50.464 Unterrichtsstunden gegeben. Die durchschnittliche Teilnehmer-Zahl konnte auf 10,28 gesteigert werden und liegt damit über dem Plan.
Für ihr Sprachenagebot mit knapp 30 Fremdsprachen hat die VHS den Zuschlag für Fördermittel aus dem Erasmus+-Programm erhalten und konnte 21 Lehrende aus verschiedenen Herkunftsländern im internationalen Austausch weiterbilden. Anlässlich der Europawahl setzte sich eine Veranstaltungsreihe mit Europa auseinander. Schon vor der Corona-Krise hat die VHS mit der VHS-Cloud eine digitale Plattform zur Verfügung gestellt, um Volkshochschulen, pädagogische Mitarbeitende, Lehrkräfte und Teilnehmende zu vernetzen und neue Lernmöglichkeiten zu schaffen.
Weiterhin stark nachgefragt ist die Möglichkeit, bei der VHS einen nachträglichen Schulabschluss zu erwerben. Die Zahl der Interessierten ist nach wie vor höher als die zur Verfügung stehenden Plätze.
Das Stadtarchiv haben gut 17.900 Bürgerinnen und Bürger für Recherchen genutzt, rund 2.440 kamen zu den Vorträgen. Die angeschlossene Mahn- und Gedenkstätte Steinwache erzielte mit 23.760 Besuchen dank des Ev. Kirchentags einen Besucherrekord. Die bauliche Erweiterung der Gedenkstätte nahm Kontur an, da im Frühjahr ein Architekturwettbewerb für ein neues Gebäude ausgelobt wurde.
Die Kulturbetriebe erhielten im vergangenen Jahr von der Stadt Dortmund 2,9 Millionen Euro für Investitionen. Ein Teil der städtischen Vermögensplanmittel wurde für Investitionen (1,4 Mio. Euro) und für die Tilgung von Altdarlehen (0,6 Mio. Euro) verwendet. Die Differenz wurde durch Mittelübertragung aus Vorjahren dargestellt. Der Mittelverbrauch war vor allem vom Baufortschritt der Baumaßnahmen abhängig. Darüber hinaus konnten mit Drittmitteln in Höhe von 0,3 Mio. Euro weitere Investitionen realisiert werden.
Die Kulturbetriebe Dortmund haben im vergangenen Jahr ein Investitionsdarlehen in Höhe von 3 Mio. Euro aufgenommen. Davon sind bis zum Jahresabschluss rund 1 Mio. Euro für die investiven Sanierungsmaßnahmen des Naturmuseums zweckbezogen abgeflossen. Die Darlehen gegenüber Kreditinstituten belaufen sich zum 31.12.2019 auf 5,2 Mio. Euro (Vorjahr: 2,7 Mio. Euro). Trotz des Buchverlustes konnten die Kulturbetriebe Dortmund die Kapitalrücklage um rund 0,5 Mio. Euro erhöhen. Die Bilanzsumme beläuft sich nunmehr auf 77,3 Mio. Euro.