Nordstadtleben

Nordstadt Abschied beitrag

Nordstadt = Nordstadt?

Ein Abschiedsartikel einer ehemaligen und zukünftigen Nordstädterin

Es ist mittlerweile bekannt, dass Heimatgefühl eine Weile braucht, um aufzukommen. Nach nun insgesamt vier Jahren, die ich in der Dortmunder Nordstadt gelebt habe, fällt der Abschied schwer – hier habe ich eine neue Heimat für mich gefunden. Aus beruflichen Gründen ziehe ich nun in die Nordstadt der Stadt Kassel und hoffe dort erneut eine Heimat zu finden.

Der Stadtteil Innenstadt-Nord in Dortmund steht für kulturelle Vielfalt, Offenheit und Toleranz. Als ehemalige Einwohnerin dieses Stadtteils wurde ich aber auch mit vielen Vorurteilen konfrontiert. Natürlich lassen sich einige Fakten nicht kleinreden, aber im Alltag geht es auch um das Gefühl, das die Umgebung einem vermittelt. Vor allem das Kulturangebot in der Nordstadt ist vielseitig; der Charme der kleinen Hinterhöfe und Bars sowie der Ausblick bei Sonnenuntergang am Dortmunder Hafen verbreiten ihren Charme, wenn man sich darauf einlässt.

Auch in Kassel gibt es eine „Nordstadt“ – der Stadtteil Nord-Holland der nordhessischen Großstadt mit gut 200.000 Bürgern ist einer der Stadtteile mit der höchsten Einwohnerzahl- und dichte. Dieser Stadtteil ist, wie die Dortmunder Nordstadt auch, ebenfalls dabei sein Image aufzupolieren. Trotz einigen Problemen verändert sich der Stadtteil hin zu einem hippen Image, das durch studentische Bars und Kultureinrichtungen geprägt ist.
Doch nicht nur die Randdaten zeigen viele Parallelen der beiden „Nordstädte“ - bei einem Spaziergang durch den Stadtteil kann man viele Vergleiche zwischen der vermissten Heimat und der neuen Umgebung sehen. Über die Hälfte der Menschen in Nord-Holland haben einen Migrationshintergrund, was auch zu einer Ansiedelung von verschiedenen kulturell geprägten Läden führt. Die Atmosphäre von Obst- und Gemüseläden, die ihre Ware draußen verkaufen und Melonen für seine Kunden aufschneiden ist einfach sympathisch. Gemütliche Cafés mit verschiedenen Spezialitäten laden auch hier zum Verweilen ein. Viele Mehrfamilienhäuser reihen sich aneinander, auf den Straßen ist immer etwas los. Auf vielen Wänden sieht man Graffitis, häufig haben diese auch einen künstlerischen Wert und regen zur Interpretation dieser an.

Um ein kleines Fazit zu ziehen: jeder Stadtteil ist mit seiner individuellen Geschichte einzigartig. Und auch wenn es Unterschiede und Gemeinsamkeiten gibt, gilt „Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl.“, wie schon Herbert Grönemeyer sang. Und um dieses Gefühl zu bekommen, sollte man Neuem gegenüber offen, tolerant und aufgeschlossen sein – dann wird man früher oder später eine Heimat finden, mit der man sich identifiziert und in der man sich wohlfühlt.

Ich freue mich nun auf diesen neuen Lebensabschnitt und bin dankbar für alle Menschen, die ich durch meine Arbeit bei echt-nordstadt.de kennengelernt habe. Ich wünsche mir, dass die Dortmunder Nordstadt seinen Wandel fortführt hin zu einem besseren Image auch über die Stadtgrenzen hinaus - bei gleichbleibender Vielfalt und Authentizität, die den Charme des Stadtteils ausmachen.

 

Text und Foto: Sarah Gawenda