„Bairisch Bier fürs Revier“

Sonderschau im Brauerei-Museum über den Siegeszug des untergärigen Bieres am Beispiel der Schlegel-Brauerei

Vom 18. Jahrhundert bis in die 1840er Jahre erlebte die nordwestdeutsche Brauwirtschaft einen bis dahin unbekannten Niedergang. Kaffee und Kaffeeersatz auf der einen, Branntwein und hochprozentige Spirituosen auf der alkoholischen Seite verdrängten das Bier als Alltagsgetränk und Hauptgenussmittel. Die Schnapsbrennerei hingegen florierte. Zeitgenossen klagten über eine grassierende „Branntweinpest“.

Im Kampf gegen diese „Seuche“ drängten Bürgermeister und Landräte auf eine grundlegende Modernisierung der überkommenen Brauerei. Ein schmackhafteres und damit attraktiveres Bier sollte die Verbraucher vom Schnaps wieder zurück zum gesunden deutschen Nationalgetränk bringen.

Als zunehmend beliebt erwiesen sich die aus dem Süden eingeführten untergärigen Biere. Sie waren haltbarer und alkoholreicher als das hier seit Jahrhunderten übliche obergärige und leicht verderbliche Bier. Bestehende Brauereien wurden umgestellt auf die neue Braumethode, neue Braubetriebe als „bairische Bierbrauerei“ gegründet.

Schlegelbriefkopf

Brauer, die ihr Handwerk in Bayern gelernt hatten, waren gefragt als Experten des neuen Brauverfahrens. Viele gingen als „Entwicklungshelfer“ in den Norden und Westen.

Zu ihnen gehörte der Franke Joachim Schlegel aus alter bayerischer Brauerfamilie. Er führte zunächst die Gutshof-Brauerei des Grafen von der Recke-Volmerstein in Hamme bei Bochum. 1854 machte er sich selbstständig. Vor den Toren des „Bochumer Vereins für Bergbau und Gußstahlfabrikation AG“ entstand zunächst eine kleine Gasthausbrauerei. Aus ihr entwickelte sich mit den Jahren eine moderne Großbrauerei, die den Vergleich mit der Dortmunder Konkurrenz nicht zu scheuen brauchte. Zeitweise gehört das Bochumer Unternehmen zu den zehn größten deutschen Brauereien.

1971 dann kommt bereits das Ende der Selbstständigkeit. Die Brauerei wird von der Dortmunder Union-Brauerei AG übernommen, damals größte Brauerei Europas. 1980 wird die Produktion in Bochum eingestellt. In der Entwicklung der Bochumer Schlegel-Brauerei spiegelt sich damit beispielhaft die Geschichte der großstädtischen westdeutschen Brauindustrie.

Schlegel mit UrgroßvaterDie Sonderausstellung ist zugleich ein Zeichen des Dankes an Klaus-Joachim Schlegel: Der 85-jährige Ur-Enkel des Brauerei-Gründers übernahm 2002 den Vorsitz der Stiftergesellschaft zur Förderung des Brauerei-Museums Dortmund e. V. Unter seiner Leitung wuchs die Stiftergesellschaft zu einem der mitgliederstärksten Fördervereine der Stadt Dortmund. Damit gehört auch die Entwicklung des Brauerei-Museums zu einem attraktiven Museum zu einem guten Teil zu seinen Verdiensten. In diesem Jahr wird Klaus-Joachim Schlegel sein Ehrenamt nach beinahe zwei Jahrzehnten wieder abgeben.

Die Ausstellung präsentiert zahlreiche historische Fotoaufnahmen, Dokumente und Objekte aus der Geschichte der Schlegel-Brauerei, die vorwiegend aus der Sammlung Schlegel stammen.

 

„Bairisch Bier fürs Revier“

3. Juli bis 31. Dezember

Brauerei-Museum, Steigerstraße 16, 44145 Dortmund

Eintritt frei

Weitere Informationen unter www.dortmund.de/brauereimuseum

 

Bildrechte: Katrin Pinetzki, Stadt Dortmund