Zeche Zeichnung

„Reviergänge – auf den Spuren von Kohle und Stahl“: Sonderausstellung im Hoesch-Museum

In seinen Zeichnungen begibt sich der Dortmunder Künstler Mathes Schweinberger (Jahrgang 1963) auf die Spuren von Kohle und Stahl: Unter dem Titel „Reviergänge“ zeigt das Hoesch-Museum eine Sonderausstellung seiner Zeichnungen vom 22. Januar bis 12. März. Eröffnet wird die Schau am Sonntag, 22. Januar, 11 Uhr im Hoesch-Museum an der Eberhardstraße 12. Eine Einführung gibt der Kurator und ehemalige Kulturamtsleiter im Kreis Unna, Thomas Hengstenberg. Dazu singt der Dortmunder Sänger Boris Gott Nordstadt-Chansons.

Mit schwarzer Kreide und Tuschfeder widmet sich Schweinberger Stahlwerken, Zechen, alten Stahlbrücken, Wohnhäusern, Fassaden und Hinterhofansichten des Ruhrgebiets. Sein dokumentarisches Interesse wird ebenso deutlich wie sein ästhetischer Blick für das Besondere seines Sujets. Über seine eigene Arbeit und den Titel der Ausstellung schreibt der Künstler:
„Jedes Tier hat sein Revier – und in diesem Revier läuft es täglich die eingespielten, immergleichen Wege auf der Suche nach Nahrung und Gesellschaft. Auch der Mensch als „soziales Tier“ hat seine „Reviergänge“ – oft der alltäglichen Notwendigkeit gehorchend, aber auch auf der Suche nach neuen Reizen und Anregungen.

Seit bald fünfundzwanzig Jahren durchstreife ich als Architekturzeichner, der sein zeitweiliges Atelier auf dem Gehweg aufschlägt, die industriegeprägten ehemaligen Arbeiterviertel und die Innenstädte des Ruhrgebiets auf den Spuren der allmählich verschwindenden Vergangenheit. Die immer seltener anzutreffende „klassische Revierromantik“ mit rußgeschwärzten Fassaden, tristen Hinterhöfen, Kohlezechen und Hüttenwerken ist mir genauso lieb wie die eigenartigen Mischformen, wenn durch Anbauten, Renovierung und Teilabriss die ursprüngliche Bausubstanz überwuchert oder fast unkenntlich wird. Satellitenschüsseln an Stuckfassaden mit verkleinerten Fenstern mögen hier als Beispiel dienen. Weniger anregend für mich als Zeichner ist der perfekt restaurierte museale Zustand – Zufall, Gedankenlosigkeit und zweifelhafter Geschmack erzeugen oft die spannendsten Motive!

Die für mich interessanteste Epoche begann nach der Stilllegung der meisten Zechen und Hüttenwerke, als diese bis dahin „verbotenen Städte“ auch für mich zugänglich wurden und ich sie zeichnerisch erkunden konnte. Ein durch ein Stipendium der Aldegrever-Gesellschaft ermöglichter einmonatiger Zeichenaufenthalt „unter Tage“ im Jahr 1995 vervollständigte meine Eindrücke.

Ausgehend von meiner direkten Lebensumwelt, der Dortmunder Nordstadt, erweiterte ich allmählich meine Reviergänge bis zu den denkmalgeschützten Industriearealen der Zeche Zollern, der Kokerei Hansa und der Phoenix-Hütte in Hörde. Später überschritt ich auch die Stadtgrenzen und erkundete die benachbarten Städte – meist in ihren nördlichen Vierteln oberhalb der großen Bahnlinien, bis ich mit den Hochöfen des heutigen Duisburger Landschaftspark Nord meinen westlichsten Punkt erreichte. Ich bin mir bewusst, dass der Wandlungsprozess des Ruhrgebiets langsam an Dynamik verliert und zu einem neuen, stabilen Zustand findet. Ich hoffe, mit meinen direkt vor Ort in Kreide, Tusche und Aquarell ausgeführten Arbeiten dazu beizutragen, mit den subjektiven Mitteln der Zeichnung den eigenartigen Reiz der Ruhrgebietslandschaft in der Zeit des Strukturwandels einzufangen und für spätere Zeiten zu übermitteln.“

Der Künstler Mathes Schweinberger wuchs am Dortmunder Nordrand in Lünen-Brambauer auf und lebt heute in der Nordstadt.
Mehr zum Künstler unter www.mathesdermaler.de